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02.11.2015 |

Wurststreit: WHO-Krebsbehörde rät zur Reduzierung des Fleischkonsums

Wurst
Foto: Dieter Schütz/pixelio.de

Der Verzehr von verarbeitetem Fleisch wie Wurst oder Schinken kann das Risiko für Darmkrebs erhöhen, warnte die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation WHO am 26. Oktober und riet zur Senkung des Fleischkonsums. Die Meldung schlug hohe Wellen, die Fleisch- und Wurstindustrie reagierte empört und warf der WHO Panikmache und die Verunsicherung der Verbraucher vor. Eine Arbeitsgruppe von 22 Experten aus zehn Ländern hatte mehr als 800 Studien zum Zusammenhang von Fleischkonsum und dem Risiko für verschiedene Krebsarten ausgewertet. Die IARC stufte verarbeitetes Fleisch, das z.B. durch Salzen, Fermentieren, Räuchern oder Pökeln haltbar gemacht wurde, als „krebserregend für den Menschen“ ein (Gruppe 1), da „ausreichende Beweisen“ vorlägen, dass regelmäßiger Verzehr Darmkrebs verursachen kann. Den Experten zufolge erhöht der tägliche Konsum von 50 Gramm verarbeitetem Fleisch die Gefahr, an Darmkrebs zu erkranken, um 18%. „Für Menschen bleibt das Risiko, Darmkrebs aufgrund des Konsums von verarbeitetem Fleisch zu entwickeln, gering, aber das Risiko steigt mit der verzehrten Fleischmenge“, erläuterte Dr. Kurt Straif von der Krebsbehörde. „Angesichts der hohen Zahl an Menschen, die verarbeitetes Fleisch essen, ist die globale Auswirkung auf Krebsneuerkrankungen von Bedeutung für das Gesundheitswesen.“ Den Verzehr von rotem Fleisch – also Muskelfleisch von Rind, Schwein, Lamm, Pferd oder Ziege – stuften die Experten als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ ein (Gruppe 2A), da es hierfür nur „begrenzte Beweise“ gebe. Die Gruppen sagen nichts über die Höhe des Krebsrisikos aus, sondern geben lediglich Aufschluss darüber, wie gut wissenschaftlich belegt ist, dass ein Stoff Krebs auslösen kann. So finden sich in Gruppe 1 neben verarbeitetem Fleisch auch Tabakrauch und Asbest. Während jedes Jahr eine Million Menschen an durch Rauchen verursachtem Lungenkrebs sterben, sind nur 34.000 Todesfälle auf Krebs durch den Verzehr von verarbeitetem Fleisch zurückzuführen. Auch wenn die IARC bereits in ihrer Pressemitteilung betonte, dass die konsumierte Fleischmenge entscheidend sei, reagierten Fleischhersteller und -liebhaber so aufgebracht, dass die WHO am Donnerstag erneut mitteilte: „Die jüngste IARC-Bewertung fordert die Menschen nicht auf, kein verarbeitetes Fleisch mehr zu essen, sondern weist darauf hin, dass ein geringerer Verzehr dieser Produkte das Krebsrisiko vermindern kann.“ Der Streit um die Wurst veranlasste auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, seinen Senf dazuzugeben: „Niemand muss Angst haben, wenn er mal eine Bratwurst isst! Die Menschen werden zu Unrecht verunsichert, wenn man Fleisch mit Asbest oder Tabak auf eine Stufe stellt.“ Der Ruf nach einer Reduzierung des Fleischkonsums aus gesundheitlichen Gründen ist nicht neu: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät schon lange, pro Woche nicht mehr als 300 - 600 Gramm Fleisch und Fleischerzeugnisse zu verzehren, also maximal 30 Kilogramm im Jahr. Doch den meisten Deutschen ist das wurst – sie verschlingen im Schnitt mehr als die doppelte Menge. (ab)

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