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31.08.2015 |

Bedrohte Böden: Studie warnt vor Humusschwund durch Klimawandel

Boden
Gesunder Boden (Foto: NRCS Soil Health/flickr.com)

Der Klimawandel könnte den Humusgehalt von Ackerböden verringern und so die landwirtschaftliche Produktion erheblich beeinträchtigen. Dafür haben Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) deutliche Anzeichen gefunden. Verantwortlich machen sie dafür unter anderem einen Ertragsstillstand: Schon seit den 90er-Jahren stagnieren die Erträge wichtiger Kulturpflanzen in Europa, wenn auch auf hohem Niveau. Bei den drei wichtigsten Getreidesorten Weizen, Gerste und Mais sei in Mittel- und Nordeuropa seit 20 Jahren kein wesentliches Ertragsplus zu verzeichnen. Dadurch nimmt auch der Eintrag organischer Substanz in den Boden ab, was sich auf die Humusvorräte der Böden auswirkt, schreiben die Forscher um Dr. Martin Wiesmeier vom Lehrstuhl für Bodenkunde im Fachjournal Science of the Total Environment. Da steigende Temperaturen einen verstärkten Humusabbau bewirkten, gleichzeitig aber die Nachlieferung organischer Substanz stocke, sei langfristig ein Humusschwund zu erwarten. „Entwickelt sich das so weiter, dann könnte das die Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherkapazität negativ beeinflussen, was letztendlich zu schlechteren Ernten führen könnte – ein Teufelskreis“, warnt Wiesmeier. Für die Studie wertete er bis in die 60er-Jahre zurückreichende EU-Erntestatistiken der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO aus. Ursache für die stagnierenden Erträge könnte zum einen die gemeinsame EU-Agrarpolitik sein, die den Forschern zufolge in den 90er-Jahren unter neue Vorzeichen gestellt wurde, wodurch Leguminosen seltener in der Fruchtfolge eingesetzt und weniger Düngemittel angewendet wurden. Da die Viehbestände in Europa seit den 80er-Jahren zurückgingen, sei auch die Ausbringung von organischem Dünger, einer wichtigen Quelle für organische Substanz, rückläufig. Ausschlaggebend seien jedoch vor allem klimatische Veränderungen durch den Klimawandel, wie die Verschiebung der Vegetationsperioden, häufigere Dürrephasen und zu hohe Temperaturen für ein optimales Pflanzenwachstum. Andere Studien hatten bislang eine Zunahme des Humusvorrates infolge des Klimawandels vorausgesagt. Um dem Humusschwund entgegenzuwirken, sollten den Humusaufbau fördernde Praktiken laut den Wissenschaftlern der TUM deutlich häufiger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. „Hierzu zählen die Diversifizierung der Fruchtfolge, die Gründüngung und Winterbegrünung zur Erosionsminderung, eine optimierte Bodenbearbeitung, der ökologische Landbau, die Agroforstwirtschaft sowie das Belassen von Ernterückständen auf den Feldern“ erklärt der Mitautor der Studie Dr. Rico Hübner. (ab)

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