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15.07.2015 |

Studie: Agrarinvestitionen in Tansania fördern Landraub statt Kleinbauern

Tansania
Landbearbeitung in Tansania (Foto: Geoff Sayer/Oxfam)

Statt Kleinbauern zu unterstützen und Armut zu mindern, leisten großangelegte Agrarinvestitionen in Tansania vermehrt Landkonflikten und Landgrabbing Vorschub. Das dokumentiert eine am Montag veröffentlichte Studie des Hilfswerks MISEREOR. Im Rahmen der 2012 von den G7-Staaten geschaffenen „Neuen Allianz für Ernährungssicherung in Afrika“ sollte im Süden Tansanias mithilfe privater Investitionen aus dem Ausland eine moderne Landwirtschaft auf den Weg gebracht werden. Die Schaffung des landwirtschaftlichen Wachstumskorridors SAGCOT (Southern Agricultural Growth Corridor of Tanzania) sollte zwei Millionen Menschen aus der Armut zu befreien. „Das Ziel von SAGCOT ist es, integratives, wirtschaftlich erfolgreiches Agribusiness zu fördern, das den Kleinbauern der Region zugute kommt und damit die Ernährungssicherheit verbessert, ländliche Armut verringert und umweltverträglich ist“, verkündet die Webseite. Doch eben diese Zielgruppe scheint nun als Verlierer dazustehen: „Die Studie zeigt auf, dass Kleinbauern bislang kaum von den Produktionssteigerungen und den in Aussicht gestellten Zugängen zu nationalen und internationalen Absatzmärkten profitieren und häufig ihr Land durch die Schaffung von Großplantagen verlieren“, betont Kerstin Lanje, Expertin für Welthandel und Ernährung bei MISEREOR. Auch die Schaffung von Arbeitsplätzen kristallisiere sich oft als leeres Versprechen heraus. Statt fester Anstellungen mit sicheren Einkommen böten die Investoren auf den Plantagen der umliegenden Dörfer nur unsichere Jobs als Tagelöhner. „Das Versprechen, Kleinbauern als Vertragsbauern einzubinden und ihnen Absatzmärkte zu sichern, wird ebenfalls viel zu selten eingelöst“, erklärt Lanje. Auch Zusagen wie der Bau von Straßen oder eine bessere Ausstattung von Schulen und Gesundheitseinrichtungen im Gegenzug für die Übertragung von Land würden zum Teil gar nicht oder nur unzureichend umgesetzt. Dagegen drohen Landkonflikte aufzukeimen, sagt Benedict Mongula, Professor am Institut für Development Studies (IDS) der Universität Dar Es Salaam und Mitherausgeber der Studie: „Mit zunehmender Landknappheit werden Viehhalter und Kleinbauern vermehrt um das Land, das die Investoren in Tansania übrig lassen, kämpfen.“ Was nun auf dem Land angebaut wird, dient laut der Studie immer weniger der Ernährung der Bevölkerung. „Statt Grundnahrungsmittel anzubauen und so den Grundbedürfnissen der Menschen nachzukommen, setzen die Investoren auf den Export von Kaffee oder Jatropha und versuchen gleichzeitig, Tansania als Markt für die eigenen Produkte wie Saatgut, Pestizide, Herbizide und chemische Düngemittel zu erschließen“, kritisiert MISEREOR. Das Hilfswerk fordert die Bundesregierung und die an SAGCOT beteiligten Akteure dazu auf, sich an den Bedürfnissen der Kleinbäuerinnen und -bauern zu orientieren, die sie vorgeblich unterstützen wollen. (ab)

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