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17.04.2015 |

Bodenlos: G7-Projekte zur Hungerbekämpfung verdrängen Kleinbauern

Tansania
Kleinbäuerin in Tansania (Foto: Neil Palmer/CIAT)

Die Neue Allianz für Ernährungssicherung der G7-Staaten birgt für Kleinbauern das Risiko von Hunger, Verschuldung und Landverlust. Darauf weisen INKOTA und FIAN Deutschland anlässlich des Tages der Landlosen am 17. April hin und fordern von der Bundesregierung den Ausstieg aus der Allianz. „Die wenigen Projekte der Neuen Allianz, die bisher bekannt wurden, fördern fast ausschließlich großflächige, agroindustrielle Landwirtschaft und Unternehmensinteressen auf Kosten der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern“, kritisiert INKOTA-Landwirtschaftsexperte Jan Urhahn. Zudem zeichnen sich die Projekte durch Intransparenz aus. Die Organisationen zeigen am Beispiel von Mosambik und Tansania, wie kleinbäuerliche Gemeinden vom Zugang zu Land und Wasser abgeschnitten werden und so ihre Ernährungs-sicherheit gefährdet statt gefördert wird. In Mosambik sieht das durch die Neue Allianz unterstützte Projekt der Agrarfirma Mozaco in den landwirtschaftlichen Wachstumskorridoren Nacala und im Zambeza-Tal vor allem den Anbau von Soja für den Export vor. Doch dadurch drohe Tausenden Kleinbauernfamilien der Verlust ihres angestammten Ackerlandes. In Tansania bewirtschaftet die schwedische Firma EcoEnergy eine 20.000 Hektar große Zuckerrohrplantage. Zwar seien einige der Betroffenen mit Ersatzland entschädigt worden, doch die Bodenfruchtbarkeit lasse zu wünschen übrig. Darüber hinaus müssten die Bauern zum Einstieg in das dazugehörige Vertragslandwirtschaftsprojekt pro Person Kredite über 16.000 US-Dollar aufnehmen. Dies übersteigt das Jahresgehalt eines Landarbeiters in Tansania um ein Vielfaches. „Die Verschuldungsspirale ist vorprogrammiert“, betont Gertrud Falk von FIAN. Den Organisationen zufolge trage die Bundesregierung nicht nur im Rahmen der Neuen Allianz zur einseitigen Förderung von Agrarunternehmen bei, sondern habe auch die Erarbeitung einer internationalen Erklärung der Rechte von Kleinbauern und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten, im UN-Menschenrechtsrat gebremst und bei der letzten Sitzung der zuständigen Arbeitsgruppe durch Abwesenheit geglänzt. „Angesichts der zunehmenden Verletzungen des Rechts auf Nahrung und Wasser von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durch staatlich geförderte Projekte der Agrarindustrie, muss die Bundesregierung ihrer Rolle als Vorsitzende des UN-Menschenrechtsrats gerecht werden und die Erarbeitung dieser Erklärung deutlich unterstützen“, fordert Gertrud Falk. Am 17. April wird mit unzähligen Demonstrationen und solidarischen Aktionen weltweit der Unterdrückung und Diskriminierung der ländlichen Bevölkerung gedacht und ihr Widerstand gefeiert. Die internationale Kleinbauernbewegung La Via Campesina mobilisiert seit 1996 zu Ehren von 19 ermordeten landlosen Bauern in Brasilien zu diesem Tag. 2015 stellt der Aktionstag insbesondere die Auswirkungen von transnationalen Unternehmen und Freihandelsabkommen für die (klein-)bäuerliche Landwirtschaft und Ernährungssouveränität in den Mittelpunkt. (ab)

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