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09.04.2015 |

Umweltbundesamt fordert zügige Ausweitung des Ökolandbaus auf 20%

Dünger
Zu viel Gülle schadet (Foto: chesbayprogram/flickr.com)

Das Umweltbundesamt (UBA) hat eine stärkere Ausweitung des Ökolandbaus in Deutschland gefordert, um die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft zu verringern und die Nachfrage nach Bioprodukten decken zu können. „Ein Anteil von 20 Prozent Öko-Landbau ist dringend notwendig“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger der taz. In einer neuen Studie beleuchtet die Behörde die Umweltfolgen, die der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in der industriellen Landwirtschaft mit sich bringt. Seit Jahren stagniere der Stickstoffüberschuss mit 97 kg N/ha auf hohem Niveau. Die Nitrat-Belastung des Grundwassers und die Eutrophierung von Gewässern sei vor allem der intensiven Stickstoffdüngung anzulasten. Durch Pflanzenschutz- und Düngemittel werden zudem Schwermetalle, Schadstoffe und Arzneimittel aus der Intensivtierhaltung in die Umwelt emittiert. Laut UBA war die deutsche Landwirtschaft 2012 für 7,5% der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich und liegt damit nach der Energieerzeugung mit 84% auf dem zweiten Platz. Eine Lösung sei mehr Ökolandbau. „Die ökologische Landwirtschaft entlastet Grund- und Oberflächengewässer, weil keine mineralischen Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Stickstoffüberschüsse werden weitestgehend vermieden, da die Tierhaltung an die vorhandene Betriebsfläche gebunden ist. Vielfältige Fruchtfolgen und der Anbau stickstoffbindender Pflanzen fördern nicht nur die Artenvielfalt und sorgen für Humusanreicherung, sie wirken sich zusätzlich auch positiv auf das Klima aus, weil auf energieintensive Mineraldünger verzichtet wird. Auch Antibiotika werden in der Öko-Tierhaltung seltener und nur in Einzelfällen angewendet“, so das eindringliche Plädoyer des UBA. Doch derzeit wird nur 6,5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet. Die Bundesregierung hatte zwar im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie eine Ausweitung des Ökolandbaus auf 20% der landwirtschaftlich genutzten Fläche verkündet. Einst sollte dies bis 2010 geschehen, nun gibt es keine konkrete Jahresvorgabe. Bei einem „Weiter wie bisher“ würde es nach UBA-Berechnungen noch bis zum Jahr 2070 dauern, bis das 20-Prozent-Ziel erreicht ist. Am geringen Interesse der Verbraucher liegt es nicht: Die Biobranche verbuchte 2014 ein Umsatzplus von 4,8%, das Marktvolumen betrug 7,91 Milliarden Euro. Da die Nachfrage nach Ökoprodukten schneller als die Anbaufläche wächst, werden immer mehr Bioprodukte importiert. „Wenn einheimische Ökonachfrage mit ausländischer statt einheimischer Ökoproduktion gedeckt wird, bleiben die mit der Ökoproduktion verbundenen Umweltleistungen sowie die Chancen auf Wertschöpfung im ländlichen Raum Deutschlands ungenutzt“, warnt die Studie. Doch es mangle an finanzieller Unterstützung für eine Umstellung auf Ökolandbau: „Viele Landwirte sind nur dann bereit auf eine ökologische Wirtschaftsweise umzustellen, wenn die Förderung ausreicht und verlässlich ist. Hierfür sollten entsprechende Anreize gesetzt und für Planungssicherheit gesorgt werden." Als weitere Maßnahme fordert das UBA die Erhöhung der Mittel für die Ökolandbauforschung von derzeit 2,2 % zumindest auf das Niveau des Ökoflächenanteils und wenigstens rund 7% der Agrarforschungsgelder. (ab)

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