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07.04.2015 |

Deutscher Fleischhunger frisst Flächen: Studie fordert Ernährungswende

Soja
Soja für deutsche Futtertröge (Foto: Lucio Marquez/flickr)

Deutschland belegt für die Deckung des Bedarfs an Agrarprodukten 5,5 Millionen Hektar Land in anderen Regionen und befördert durch eine fleischlastige Ernährung Klimawandel und Umweltzerstörung. Darauf macht eine neue Studie des WWF aufmerksam, die zugleich zeigt, dass eine abwechslungsreiche Ernährung in den ökologischen Grenzen des Planeten möglich ist. Die Bundesrepublik beansprucht demnach für die Erzeugung von Agrarprodukten 21,66 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche im In- und Ausland, davon 19,4 Millionen für die Ernährung. Das entspricht 2.681 Quadratmeter pro Kopf, wovon 2.397 m² ernährungsbedingt sind. Nur 28% der Fläche entfällt auf die Versorgung mit pflanzlichen Produkten, während 72% bzw. 1.721m² für die Herstellung tierischer Erzeugnisse benötigt werden, allein 1.019 m² für Fleisch. „Wir sind dabei unseren Planeten leer zu fressen“, warnt Tanja Dräger de Teran vom WWF. Der hohe Konsum tierischer Lebensmittel sei sowohl ökologisch als auch gesundheitlich kritisch zu sehen: Mehr als 30% der importierten Lebens- und Futtermittel stehen mit Waldzerstörung im Zusammenhang, gerade in Südamerika, wo der deutsche Futtermittelbedarf 2,8 Millionen Hektar okkupiert und so zum Verlust der Artenvielfalt und der Zerstörung wichtiger Lebensräume beiträgt. Zudem ist der hohe Fleischkonsum auch ungesund: Mit einem Fleischverzehr von im Schnitt 60 Kilo pro Kopf und Jahr liegen die Deutschen weit über den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die von mehr als 300 bis 600 g Fleisch pro Woche abrät. Als kritischen Faktor bei der künftigen Verfügbarkeit von Nahrung bezeichnet die Studie fruchtbares Ackerland. Momentan braucht jeder Deutscher jährlich 1.562 m² Ackerfläche für seine Ernährung. Bis 2050 wird die verfügbare Ackerfläche beim Anstieg der Weltbevölkerung auf 9,6 Milliarden Menschen nur noch 1.166 m² betragen. Daher hat der WWF ein Zukunftsszenario 2050 mit einer Ernährungspyramide entwickelt: Würden sich die Deutschen gesund ernähren, vermeidbare Abfälle an Nahrungsmitteln einsparen und den Fleischkonsum auf 350 g pro Woche reduzieren, kämen sie mit der im Jahr 2050 verfügbaren Ackerfläche aus. Die Pyramide umfasst einen vielfältigen Speiseplan mit viel Getreideprodukten, Nüssen und Gemüse, ergänzt durch Leguminosen wie Lupine oder Linsen, die bisher in deutschen Küchen unterrepräsentiert sind. Denn während ein Hamburger mit Pommes nach Berechnungen des WWF mit 3,56 m² Agrar-Fläche zu Buche schlägt, kommt ein Rotes Linsencurry mit gerade einmal 0,33 m² aus. Die DGE begrüßte die Offensive zum verringerten Fleischverzehr: Die Bevorzugung von Gemüse und Obst sowie Getreideprodukten und Kartoffeln diene sowohl einer gesundheitserhaltenden als auch nachhaltigen Ernährung. Zudem seien gerade Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen reich an hochwertigem pflanzlichen Protein. (ab)

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